Samstag, 14. April 2018

Das Lied vom achten Elefanten

Aufgabe: Hier


"Das Lied vom achten Elefanten"


Sieben Elefanten hatte Herr Dschin,
Und da war noch der achte.
Sieben waren wild und der achte war zahm,
Und der achte war's, der sie bewachte.
Trabt schneller! Trabt schneller!
Herr Dschin hat einen Wald,
Der muß vor Nacht gerodet sein,
Und Nacht ist jetzt schon bald!

Sieben Elefanten rodeten den Wald,

Und Herr Dschin ritt hoch auf dem achten.
All den Tag Nummer acht stand faul auf der Wacht
Und sah zu, was sie hinter sich brachten.
Grabt schneller! Grabt schneller!
Herr Dschin hat einen Wald,
Der muß vor Nacht gerodet sein,
Und Nacht ist jetzt schon bald!


Sieben Elefanten wollten nicht mehr,

Hatten satt das Bäumeabschlachten.
Herr Dschin war nervös, auf die sieben war er bös
Und gab ein Schaff Reis dem achten.
Was soll das? Was soll das?
Herr Dschin hat einen Wald,
Der muß vor Nacht gerodet sein,
Und Nacht ist jetzt schon bald!

Sieben Elefanten hatten keinen Zahn,

Seinen Zahn hatte nur noch der achte.

Und Nummer acht war vorhanden, schlug die sieben zuschanden,
Und Herr Dschin stand dahinten und lachte.
Grabt weiter! Grabt weiter!
Herr Dschin hat einen Wald,
Der muß vor Nacht gerodet sein,
Und Nacht ist jetzt schon bald!


"Das Lied vom achten Elefanten" ist eine Parabel in einer Parabel, weil "Der gute Mensch von Sezuan" ebenfalls eine Parabel ist. Man kann die Bildebene des Liedes auf die Sinnebene und somit auf das Stück übertragen und die Bildebene des Stückes auf die Sinnebene und somit auf das echte Leben übertragen.
In der Bildebene des Liedes gibt es einmal die sieben Elefanten, die sehr hart arbeiten. Dann haben wir den achten Elefanten, der die sieben Elefanten umherkommandiert, jedoch selbst nichts zur Arbeit beiträgt, und es gibt den Herrn Dschin, der Vorsitzende, der die geleistete Arbeit der sieben Elefanten nicht sieht und wert schätzt, sondern nur auf seinen Liebling, den achten Elefanten, Acht gibt. Der achte Elefant versucht mit dem möglichst geringsten Aufwand am besten vor Herrn Dschin, seinem Vorgesetzten, da zu stehen. Er macht von allen acht Elefanten am aller wenigsten, bekommt aber am meisten Lob von Herrn Dschin. Dieser bevorzugt den achten Elefanten eindeutig und ist in dem Glauben, dass er die meiste Arbeit verrichtet.
"Herr Dschin war nervös, auf die sieben war er bös
Und gab ein Schaff Reis dem achten." (Strophe 3 Vers 3f.)
Obwohl die sieben Elefanten arbeiten und versuchen den Wald des Herrn Dschin rechtzeitig zu roden ist dieser sauer auf sie, während der achte Elefant alle Mühen scheut und als Belohnung einen Bottich Reis bekommt.
"Und Nummer acht war vorhanden, schlug die
sieben zuschanden
Und Herr Dschin stand dahinten und lachte." (Stophe 4 Vers 3ff.)
Der Herr Dschin sieht dabei zu, wie der achte Elefant die anderen sieben Elefanten schändet, steht gelassen im Abseits und lacht nur, anstatt etwas gegen die Ungerechtigkeit zu tun, die er der untersten Arbeiterschicht antut.
Nun kann man dieses Geschehen auf die Sinnebene im Buch übertragen. Der Wald, der gerodet werden soll, ist mit der Tabakfabrik zu vergleichen, in der die Fabrikarbeiter (die sieben Elefanten) unter schlechten Umständen arbeiten müssen. Der achte Elefant verkörpert Yang Sun, der nur von seiner Mutter und Shui Ta als ehrlicher Arbeiter angesehen wird, obwohl er, wie der achte Elefant, nur arbeitet sobald Shui Ta (Herr Dschin) zuschaut. Shui Ta bevorzugt Yang Sun und fällt auf seine heuchlerische Art rein. Er glaubt Yang Sun, wenn dieser vorgibt einer ehrlicher Arbeiter zu sein, obwohl er dies nicht ist. Shui Ta, als oberster Herr in der Hierarchie, tut der untersten Arbeiterschicht somit Unrecht.
Man kann die Bildebene des Liedes sowie die des Buches auch auf die reale Welt übertragen, denn es gibt in den verschiedensten Lebenslagen immer Menschen, die sehr hart arbeiten, aber ihnen ihre harte Arbeit gar nicht anerkannt wird und es gibt Menschen, die sich nur bei den richtigen Personen einschleimen müssen und zu den richtigen Zeitpunkten geschickt Dinge einfädeln um gut da zu stehen.

Meiner Meinung nach ist "Das Lied vom achten Elefanten" ein Abbild der Realität, da es als Metapher für das reale Leben fungiert. Den Lesern beziehungsweise dem Publikum soll klar gemacht werden, dass solche Vorfälle wie bei Herrn Dschin mit seinem Wald und bei Shui Ta mit seiner Tabakfabrik nicht die Ausnahme, sondern die Regel, sind. Wie zuvor schon beschrieben handelt es sich hierbei um das Unrecht, das die oberste Schicht der untersten Arbeiterschicht antut, welches durch den Kapitalismus begünstigt wird.


G. Grosz: "Wenn die Arbeiter aufhören wollen, Sklaven zu sein, müssen sie ihren Herren die Knute entreißen."

Berthold Brecht kritisiert den Kapitalismus, den er für das Unrecht, das von der oberen Schicht ausgeht, verantwortlich macht. Dies verdeutlicht er in seiner Parabel "Der gute Mensch von Sezuan" und nochmals mit dem "Lied vom achten Elefanten". Er nutzt die Literatur um seine Kritik öffentlich zu äußern und stimmt dem Politiker und Karikaturist George Grosz in seiner Aussage, dass die Arbeiter sich selbst wehren müssen und ihrem Herren die Knute (die Macht) entreißen müssen, zu.
"Es geschieht Unrecht von Seiten der Bourgeoisie, aber es geschieht überall Unrecht. Sie, George Grosz, und ich sind gegen Unrecht (wie alle Welt), aber wir hätten weniger dagegen, wenn vom Proletariat aus Unrecht getan werden könnte."
- B. Brecht
Er selbst ist der Meinung, dass man stark empört ist, sobald Unrecht von der Bourgeoisie ausgeht, doch wenn es von der untersten Arbeiterschicht kommen würde, hätten die meisten eher weniger ein Problem damit. Ihm ist vollkommen klar, dass die obere Schicht nichts an der bestehenden Situation ändern wird, weshalb sich seine Kritik vor allem auch an die untere Arbeiterschicht richtet. Er fordert sie auf sich gegen das Unrecht, das ihnen angetan wird, zu wehren. Ihm ist bewusst, dass es überall auf der Welt Unrecht gibt und fordert durch die Literatur die Menschen auf, sich gegen das Unrecht zu wehren.

2 Kommentare:

  1. Liebe Lara,
    dein Post ist sehr vorbildlich und spiegelt deine Mitarbeit im Unterricht wider. Du gehst differenziert mit den Inhalten um und kannst das Gelernte gut in einen Post umsetzen. Bemerkenswert ist auch deine Transferleistung. Weiter so!

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  2. WOW! Dein Post war sehr gut und sehr ausführlich. Mach weiter so!

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